Aus Neu mach Alt - Teil 2
- Die Schönfärberin
- 7. Mai 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Jan. 2022
Wie aus meiner kaputten alten Tischplatte eine "neue alte" wurde, habe ich letzte Woche hier schon berichtet. Auf der Suche nach einer passenden Behandlung unseres altgedienten Möbels stieß ich auf eine relativ einfach Technik, um neuem Holz ein bisschen verwitterten Charme zu verpassen, ohne es dazu monatelang im Freien Wind und Wetter auszusetzen.
Wie bereits in Teil 1 beschrieben, reagiert jede Holzart unterschiedlich auf die Behandlung mit dem selbst hergestellten Eisenaceat. Die Effekte gehen von hellgrau bis zu dunkelbraun. Weichholz, wie Kiefer oder Fichte, kann man mit der zusätzlichen Anwendung von Kaffee einen besonderen Antiklook verpassen.

Dazu zunächst ein bis zwei Teelöffel Kaffeepulver in einem Gefäß mit kochendem Wasser übergießen und eine Viertelstunde stehen lassen. Dann die Flüssigkeit mit einem Pinsel samt Kaffeepulver auf das Brett streichen. Wenn man einen stärkeren Antik-Look möchte, kann man das Holz vorher noch mit einer Stahlbürste behandeln, wie ebenfalls in Teil 1 beschrieben.

Alles gut trocknen lassen, dann das Pulver mit einem sauberen trockenen Pinsel abbürsten. Danach sieht das Holz aus wie oben auf dem Foto.

Nun das Holz mit dem Eisenacetat einstreichen. Die dunkle Färbung setzt nun relativ schnell ein, man sollte dennoch ein paar Stunden warten, bis der chemische Prozess abgeschlossen und das Brett getrocknet ist. Nun zeigt es sich so, wie auf dem Foto unten.

Das Holz muss nun meist noch etwas glatt geschliffen werden, das kann man bei kleineren Objekten gut der Hand und einem feineren Schleifpapier hinbekommen. Ein kleines elektrisches Schleifgerät empfiehlt sich bei größeren oder sehr rauen Flächen. So eine "Schleifmaus" gibt es manchmal sehr günstig bei den Discountern, wie z.B. hier, aber auch als Markengerät hier, etwas praktischer, weil ohne Kabel.
Je nachdem, welche Holzfärbung man haben möchte, nun noch mit weißer Farbe weiterbehandeln. Ganz am Ende dieses Beitrages sieht man nochmal die verschiedenen Effekte gemeinsam auf einen Bild im Vergleich.

Es empfiehlt sich auch hier, zuerst einmal ein kleines Projekt in Angriff zu nehmen, um die Technik auszuprobieren. Auf der Suche nach einem Demonstrationsobjekt fand ich bei Woolworth (in der "Wohnabteilung") diese kleine Kiste. Sie ist nicht optimal für diesen Zweck, da sie aus Sperrholz ist und auch praktisch keine Maserung aufweist, aber in diesen Zeiten muss man schauen, was man bekommt und was gerade mal offen hat.
Ich versuche immer, mir vorzustellen, an welchen Stellen sich ein Teil bei häufiger Verwendung wohl auf Dauer abnutzen würde. Deshalb habe ich hier zunächst die Ecken und Kanten und auf einer Seite auch die Schrift zum Teil abgeschliffen und die Flächen etwas mit einer Stahlbürste bearbeitet. Die Oberkante bekam noch ein paar extra Kerben.

Anschließend wurde der Kaffee und nach dem Trocknen das Eisenacetat aufgebracht. Mit einem Nagel und einem Hammer bekam das Kistchen auch noch ein paar "Holzwurmlöcher ".

Das Resultat zeigte sich am nächsten Tag so wie auf dem unteren Foto. Ziemlich alt, finde ich, vor allem im Vergleich zum Ursprungszustand.

Ein kleines bisschen wurden die Flächen noch glatter geschliffen und ruckzuck hatten meine Kräutertöpfe ein neues Zuhause, das aussieht, als hätte Opa bereits in seiner Jugend darin sein Werkzeug verstaut.

Auf der Rückseite habe ich die aufgedruckte Schrift gelassen, wie sie war, um mal zu sehen, wie es nach der Behandlung aussehen wird. Ob man solche Schriftzüge mag, ist Geschmackssache. Ich ich finde es schöner, wenn man den Aufdruck nur noch erahnt.

Die Kiste wurde, im Gegensatz zur Tischplatte, nicht mit Holzsiegel behandelt, da sie keiner großen Beanspruchung ausgesetzt ist und auch noch gerne ein bisschen weiter altern darf.

Wenn man sonst keine Gelegenheit hat, an ein Übungsobjekt zu kommen, kann man auch einfach mal seinen Obst- und Gemüsehändler fragen. Sie haben immer viele Kisten, auch aus Holz, die sie meist bereitwillig verschenken. Und wer im Moment keine Stahlwolle bekommt, kann es auch mal mit Eisennägeln und Essigessenz versuchen oder ein netter Nachbar gibt einem vielleicht ein Stückchen davon ab.
Ich muss aber an dieser Stelle ausdrücklich warnen. Wenn man einmal angefangen hat, mit dieser einfachen "Aus Neu mach Alt" -Methode, kann man nicht mehr aufhören. Es funktioniert schnell, äußerst kostengünstig und vor allem ist es jedes Mal erstaunlich und spannend zu sehen, was dabei rauskommt.
Das nächste Projekt steht schon auch bereit, ein kleiner Hocker, der einsam und verlassen neben unseren Mülltonnen stand. Jemand hatte das etwas abgeschabte aber vom Holz noch intakte kleines Möbelchen einfach ausgesetzt, ich musste ihn einfach adoptieren.
Hier nun nochmal die verschiedenen beschriebenen Effekte nebeneinander:

Oben links: Fichtenholz mit Kaffee und Eisenacetat/ Oben ganz rechts: Zusätzlich mit weißer wasserlöslicher Farbe überstrichen (eine Schicht aufstreichen und sofort wieder abwischen)
Unten links: Fichtenholz einmal nur mit Eisenacetat gestrichen/ Unten rechts: Eisenacetat und weiße Farbe (Beschreibung in Teil 1)
Unten Mitte: Buchenholz und ein Stück Kiefernholzleiste mit Eisenacetat und jeweils zu Hälfte mit weißer Farbe behandelt.
Nächste Woche geht es dann um leckeren Hollunderblütensirup und wie man ihn ganz einfach selber herstellen kann.
Meine Tipps und Informationen sind grundsätzlich keine Werbung im rechtlichen Sinne, da ich dazu weder aufgefordert wurde, noch eine Bezahlung oder sonstige Gegenleistung dafür erhalte.
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